Dienstag, 15. Dezember 2009

Bekloppt

Bekloppt..

Jeden Tag passiert mir irgendwas, wo ich mir denke, wie bekloppt wir eigentlich alle sind. Heute kam ich an einen Punkt, wo so eine innere einerseits aufgebrachte, andererseits verächtliche und selbstironische Stimme mir zu verstehen gab, dass ich jeden Tag viel zu viel Beklopptheit still ertragen muss und dass ich ruhig mal ein paar Zeilen über die Beklopptheit der Gesellschaft loswerden könnte.

Kommen wir nun gleich zur heutigen Geschichte. Wie oft ist es Euch in den letzten Jahren passiert, dass ihr das Gefühl hattet, zu spät zu sein, obwohl eigentlich noch eine Menge Zeit gewesen wäre? Nunja, mir passiert das zumindest immer vor Festtagen. So musste ich auch dieses Jahr wieder feststellen, dass es trotz der Tatsache, dass es bisher weder geschneit, noch gefroren hat, der Glühwein und die Spekulatius, einige der größten und schönsten Laster der Weihnachtszeit, bereits wieder aus den Regalen der Supermärkte verschwunden sind.

Mag sein, dass ich als Kunde eines Discounters nicht erwarten kann, dass es anderthalb Wochen vor Weihnachten, in der Hochzeit von Vorweihnachtslichkeit und gefühlten tausend Weihachtsfeiern, keinen Glühwein mehr zum Verkauf gibt. Aber ist das nicht eigentlich so, als würde die Sonnencreme bereits Ende Mai aus den Regalen verschwinden?

Nun, dieses Ärgernis führt mich zu einer interessanten Theorie, die Folge unseres bekloppten Verhaltens sein könnte: Supermärkte (vor allem Discounter) zwingen uns still und heimlich, natürlich nur das beste für ihre Kunden wollend, ein verkommenes Festtagsverhalten und -gefühl sowie mehr Depressionen auf, als wir eigentlich nötig haben. Mittlerweile beginnt die Weihnachtssaison bereits im September und keiner wundert sich, wenn kurz nach Weihnachten, noch vor den drei König(inn)en, bereits die ersten Schokoschlappohren uns das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.

An dieser Stelle fragt sich der ein oder andere vielleicht, was daran denn jetzt so tragisch ist. Ich will es euch aus meiner Sicht verdeutlichen. Das Angebotsverhalten der Supermärkte führt dazu, dass wir mit Weihnachten im inneren Geiste bereits abgeschlossen haben, bevor es überhaupt stattgefunden hat. Allerdings müssen wir uns dann trotzdem noch von einem Festtag zum nächsten hangeln, Geschenke überreichen, Geschenke annehmen, tausend Mal erzählen, was man seit Ostern so alles getrieben hat und mal einen Winterspaziergang im Schnee machen. Und das alles, obwohl es schon keinen Glühwein mehr gibt, beziehungsweise er uns mittlerweile so stark zum Halse herraus hängt, dass wir die nächsten sechs Monate noch jeden kostenlosen - quasi geschenkten - Glühwein ablehnen würden. Dieses Gefühl - diese innere Rastlosigkeit, dieses vor-Weihnachten-schon-auf-Ostern-vorbereiten, dieses nur-noch-still-über-sich-ergehen-lassen war doch noch nicht immer so gewesen!?

Als ob Weihnachten für einen Großteil unserer Gesellschaft nicht schon schlimm genug zu überstehen wäre, verschlimmern es die Supermärkte (vor allem die Discounter!) nun Jahr für Jahr ein Stück mehr. Bis nichts mehr übrig ist, vom guten alten Weihnachten im Winter. Naja, im Lidl gab es wenigstens noch Stollenreste und der EDeKa hat noch immer die Glühweinreste im Regal. Im Penny brauche ich garnicht erst gucken. Dann muss die Weihnachtsfeier eben ohne Spekulatius auskommen. Es fällt wohl sowieso niemandem komisch auf, wenn es jetzt schon Eierplätzchen als Ersatz gibt.

Vielleicht sollte ich nächstes Jahr also mein Weihnachten und den Winter besser planen - also allen Glühwein, den ich eventuell bis Ende Februar gebrauchen könnte, bereits im Oktober bei mir ins Regal stellen. Dann würde ich zwar nicht mehr zu spät kommen, mich aber irgendwie genauso bekloppt verhalten, wie es sich die Supermärkte wahrscheinlich wünschen.
logo

Hitokiri

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Bekloppt
Bekloppt.. Jeden Tag passiert mir irgendwas, wo ich...
hitokiri - 15. Dez, 17:10

Links

Suche

 

Status

Online seit 5252 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Dez, 17:10

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren